Die Busse in Bielefeld haben, im Gegensatz zu den Berlinern, eher selten Verspätung. Mancher Busfahrer riskiert seinen guten Schnitt allerdings durch Dummbeuteleien. Und auch so ziemlich jede Sympathie seiner Fahrgäste.

Man stelle sich vor, der besagte Bus, die Linie 36, hielte pünktlich auf die Minuten an der angestrebten Haltestelle, öffnete ihre Türen, man stiege hinein, machte es sich bequem und wartete, die Nase froh in den seltenen Sonnenschein reckend, auf die Heimfahrt. Man erweitere diese Vorstellung um eine zerbrechlich wirkende alte Dame, die aufgrund ihrer körperlichen Verfassung als Letzte einsteigt und den Busfahrer fragt, ob dies denn auch die Linie 36 sei.

Wie sollte der Busfahrer der Linie 36 nun reagieren? Ja. Völlig richtig. Er sollte sagen: „Jawohl, junge Frau, dies ist die
Linie 36. Machen Sie es sich bequem, wir fahren los!“

Wie reagierte der gute Mann im gestrigen Bus? Er: „Na, was steht denn vorne drauf?“ Ömchen wusste es nicht, vermutlich sind ihre Augen nicht mehr die besten. „Na, was habe ich denn vorne draufgeschrieben! Das steht doch da!“ ranzt der Widerling die arme Oma mehrfach an, die sich in ihrer Verzweiflung nicht anders zu helfen weiß, als den Bus zu
verlassen, vor dessen Front zu treten und dort zu versuchen, die Zahl auf der Front zu entziffern. Der Busfahrer währenddessen wechselweise wutentbrannt „Mein Gott!“ und „Hach!“.

Die Oma steigt wieder ein, um die Erkenntnis reicher, dass es sich tatsächlich um Linie 36 handelt, wird vom Busfahrer ein weiteres Mal gemaßregelt und setzt sich, wahrscheinlich verwirrt und eingeschüchtert, auf einen freien Platz.

Mittlerweile hatten ich zwei Minuten Verspätung, einen Riesenbrass und noch lange keinen Sinn in der Aktion erkannt.