Boulevard Blog [the drink tank]

Das Boulevard – ein schöner Vergleich für Blogs. Zumindest auf den
ersten Blick scheint dieser Vergleich einer der passendsten zu sein,
die man für Blogs finden kann. Zu ähnlich sind die Verhaltensweisen der
Blogger mit denen der Flaneure, die in unbeschwerter Ziellosigkeit über
den Boulevard schlendern, mal hier und mal dort stehenbleiben, um zu
gucken was es denn Neues gibt.

Diese unbeschwerte Sicht kann ich
allerdings nicht teilen. Die Anonymität des Boulevards, die darin
besteht, dass man zwar äußerlich gesehen, aber nicht innerlich erkannt
wird, ist im Blog aufgehoben. Wo man auf dem Boulevard vor
Schaufenstern stehenbleiben muss, erschließt man mit dem Betreten eines
Blogs nicht selten große Teile des Innenlebens des Bloggers, lernt
seine Nöte und Ängste kennen, kann seine Freude teilen und seine
Ansichten kritisieren. Im Blog gibt es keine Oberfläche, der Zweck des
Boulevards ist die Oberfläche.

Boulevard ist also nichts weiter
ein euphemistischer Begriff, ein Versuch das Blog aus seinem
Nischendasein heraus in die weite Welt zu holen. Doch das Wesen des
Blogs (und des Bloggers)ist ein anderes, als das des Flaneurs. Das Blog
geht tief, es ist flüchtig und verzweigt, ein Labyrinth ungeordneter
Gedanken, das jedes Mal aufs Neue einen weiteren Weg eröffnet, neue
Erkenntnisse preisgibt. Flaniert man auf dem Boulevard aneinander
vorbeit, so taucht man beim Blog mittenrein, ohne zu wissen, wann man
wieder auftauchen wird oder wann der Grund erreicht ist. Lasst uns tief
Luft holen und weitertauchen.

hokey – Weblog @ 20six.de