Auch wenn es jetzt vielleicht etwas spät ist, aber: Juchhu, wir haben die Weltmeisterschaft gewonnen! Und das in Brasilien und auch noch mit teilweise fulminanten Ergebnissen gegen Top-Teams. Und besonders nach dem superspannenden Endspiel gegen Argentinien war nach all dem Getrete und den übersehenen Fouls der Sieg dann doch wirklich verdient. Und „verdient“ scheint ja aktuell das Stichwort im öffentlichen Diskurs zu sein. Kein Artikel ohne „verdient“, keine Call-In-Sendung im Radio ohne „verdient“.

Besonders gut gefallen hat mir übrigens Jogi Löw, wie der beim Empfang in Berlin so unbeholfen hölzern auf der Bühne stand und gar nicht so recht wusste, wie er sich da oben bewegen soll, dass hatte mehr Charme als die „Enthüllung“ des Pokals oder der Gaucho-Gang. Verlierer muss man nicht noch zusätzlich demütigen.

Netter Nebeneffekt des WM-Sieges: Nazis fühlen sich wieder Schwarz-Rot-Gold zugehörig und freuen sich über Siege einer Nationalelf, die noch nie so viele Spieler mit Migrationshintergrund hatte. 1990 wäre das undenkbar gewesen (man schaue sich einmal die Aufstellung von damals an) und rechtsradikale Ausschreitungen sahen in den 90ern anders aus, man schaue nach Mölln oder Rostock-Lichtenhagen.  Auch unsere Freunde vom rechten Rand lernen mit jeder WM ein wenig hinzu.

Andere Rechte scheinen sich da treuer zu bleiben. Beate Zschäpe entlässt ihre Verteidiger Sturm, Stahl und Heer. Man konnte ja schon früh spekulieren, ob die Verteidiger eher ob ihrer Qualifikation oder ob ihrer Nachnamen ausgesucht wurden; vielleicht war es doch nur Letzteres und das Ganze ein abgekartetes Spiel, um den Prozessverlauf gezielt zu sprengen? (Auf Twitter kursiert der Witz, ob nun dann „Schirm, Charme und Melone“ als Nächstes kommen. Melone und Schirm finden sich im Telefonbuch, aber bei Charme wird’s schwierig…) Warten wir darauf, wer da wen nasführt und wie es am Ende ausgehen wird.