What a time to be alive. Das ist eigentlich mein Standardsentenz, wenn mal wieder eine technische Errungenschaft gefeiert werden muss. Diesmal muss ich sie leider negativ wenden: Was für eine furchtbare Zeit.

Dabei scheint hier die Sonne über einem klaren blauen Himmel, den keine Kampfflieger durchkreuzen. Und dennoch: Die Androhung der Atom-Option steht unverhohlen im Raum. Sie wurde nun verklausuliert in den letzten Tagen von russischer Seite zweimal verdeutlicht: Einmal in der Rede Putins, in der er betonte, seinen Gegnern drohten Konsequenzen, „die Sie in Ihrer Geschichte noch nie erlebt haben“ (SZ), ein andermal in der heutigen Aktivierung der Alarmbereitschaft für „Abschreckungskräfte“ (SPON). Dass Putin durchaus Worten auch Taten folgen lässt, ist in den letzten Tagen deutlich geworden. Deutschland liegt in bequemer Reichweite und gäbe ein treffliches symbolisches Ziel ab.

Heute wurden (nach einigem hochnotpeinlichem Lavieren der Bundesregierung im Vorfeld) im Bundestag die richtigen Schritte eingeleitet. Da man sich angesichts der durchgeknallten Vollidioten ringsum auf niemanden mehr verlassen kann, sollte eine Stärkung der Bundeswehr oder der Aufbau einer europäischen Armee das Mindeste sein. Wir erinnern uns an Trump, der die NATO für mehr oder weniger überflüssig und Putin für ein bewundernswertes Kerlchen hält – es ist nicht unwahrscheinlich, dass der Orange wiedergewählt wird! Am Ende muss sich die Europäische Union, als einer der reichsten Flecken der Erde, sich selbst verteidigen können.

Obwohl: Sollten die ersten Atomraketen in die Luft steigen, wird sowieso die ganze Welt brennen. Europa wird dann nicht mehr sein, was es einmal war. Und Deutschland mittendrin.