Was’n das für’n komisches…äääh…Blog? Ich
meine: ist ja lobenswert für eine Partei, wenn sie ein Blog anlegt, um sich dem Bürger zu öffnen und ihm eine offene Plattform für Diskussionen zu bieten.
Aber was hat
dieses Gebilde mit einem Blog gemeinsam?

Fangen wir mal
vorne an.

Mit dem Titel des Blogs. Gibt’s nicht. Okay, man könnte diesen
verschämten kleinen Schriftzug „Themenblog der CDU-NRW“ als Blog-Titel
interpretieren, aber den übersieht man recht schnell. Als „Eyecatcher“ taugt
der nicht viel, wenn man ihn erst beim zweiten Hingucken findet. Mag daran
liegen, dass man in der CDU zu faul war, sich ein neues Design zu überlegen und
das „Blog“ lieber in die ganz normale Struktur der Homepage eingegliedert hat. Mit den drei Spalten der Grundstruktur sieht’s ja irgendwie sowieso schon aus
wie ein Blog, mögen sich die Internetfachleute der CDU gedacht haben.

Nächster Punkt:
die Einträge. Sieht ja erst ganz gut aus. Angeteasert, mögen nicht alle, vor allem bei sehr kurzen Teasern, aber wenn man viel zu schreiben hat, finde ich
das sinnvoll und bin persönlich schon auf der Suche nach einem anderen
Blog-System. Aaah…die CDU hat auch Bildchen vor den Teasern…oha…Wahlkampfplakatmotive…auch
dieses mit dem Arbeitermodel, das aussieht wie ein bekannter Promi-Friseur…alle mit blauem
Hintergrund, ein paar Personen aus der Zielgruppe und `nem Wahlkampfslogan…
Mensch, wie lieb- und einfallslos!

Aber der
angeteaserte Text ist ja viel wichtiger, Hokey, nicht immer nur auf’s Äußere
gucken. Klicke ich doch mal auf den Udo-Walz-Verschnitt. Was mich da erwartet,
haut mich von den Socken! Wahlkampfparolen mitten in die Fresse. Die sitzen.
Himmel hilf! Politikergefasel in bestem Polit-Deutsch. Christiansen lässt grüßen. Auf ganzen sechs Zeilen
Fließtext folgen sieben Stichpunkte. Und für das Bisschen einen Teaser?

Wahlkampfversprechen, auf dem kurzen Stück Worte wie „Wachstumsbremsen“, 
„Frühverrentungsanreize“ oder „Kombilohn-Angebote“…uff…weg hier…schnell
wegklicken…das muss noch aus den Untiefen des NRW-Wahlkampfes stammen… mal aufs
Datum gucken.

Oh. „25.04.05“ steht da. Das ist schon zwei Monate her. Scheinbar
bemüht man sich nicht gerade um eine konstante Leserschaft. Und wo ist eigentlich
der Permalink? Das Datum, sonst gerne erste Anlaufstelle für Permalinks,
entpuppt sich als normaler Text. Nach mehrmaligen Absuchen des „Blogs“ mit der
Maus, stelle ich fest: es gibt gar
keinen Permalink.

Schön…dann trackbacke ich eben – wenn ich nur könnte. Trackbacks will die CDU
auch nicht. Kein Trackbacklink. Nirgendwo. Bei meiner Suche nach permanenten
Verlinkungsmöglichkeiten fällt mir auf, dass es auch keine Archive gibt, keinen Blogroll, keine Anzeige für die letzten Kommentare, kein RSS, keine Kategorien,
einfach nix. Das CDU-Blog steht da wie eine stinknormale, unaktualisierte Internetseite.

Ach nee…doch
nicht! Man muss sich erst anmelden, sehe ich. Wahrscheinlich bekommt man dann
das ganze „Blog“ präsentiert. Nachdem
ich mich hoffnungsfroh unter Preisgabe meiner E-Mail-Adresse und mit dem neuen Passwort
angemeldet habe, passiert – nix. Fast nix. Denn jetzt erscheint unter den
angeteaserten Textchen eine dünne Kommentarfunktion. Hübsch, aber man kann in
der kleinen Box keinen Link zu seinem Blog hinterlassen, was für Blogger
natürlich unverzichtbar ist. Kommunikation scheint nicht gerade der Sinn dieses
CDU-„Blogs“ sein… nicht mal gejubelt wird hier nach dem gewonnen Wahlkampf in
NRW.

Schade eigentlich. Dass man auch ohne platte
Parolen und Wahlkampfplakatmotive, dafür mit ordentlichen Texten, ein wenig
Polemik und einer Blog-Software auch im parteipolitischen Bereich gute Ergebnisse
erzielen kann, zeigt das NRW-SPD-Blog.
Wenn man schon auf den „Blog“-Trend aufspringen möchte, liebe NRW-CDU, dann
doch bitte richtig und nicht mit einem Pseudo-Blog. Blogger wollen
kommunizieren, nicht bloß wie dumme Schafe rezipieren. Ich hoffe, dass diese Haltung nicht paradigmatisch
für die Kommunikationsbereitschaft der NRW-CDU insgesamt steht. Mit
Etikettenschwindel alleine ist es nicht getan.