Es ist so weit: die erste Schule hat ihren BigBrother-Award bekommen, jährlich vergeben von FoeBuD e.V. und darf sich nun zur illustren Gesellschaft der fragwürdigen Datenverwurster zählen, zu der ansonsten halbgare Angsthasen Innenminister wie Otto Schily, Datenschutzvernichter wie Christian Wulff oder Datenschnüffler wie WM-Chefinquisitor Franz Beckenbauer gehören.

Lustigerweise liegt die Schule gar nicht weit von hier, in Bünde. Man glaubt ja immer, die Datenschacherer sitzen irgendwo am Cap der guten Hoffnung oder in Irkutsk, aber gelegentlich braucht man nur vor die Haustür zu treten und dem nächstbesten Schulleiter über den Weg zu laufen. Wenn man Glück hat trifft man den zufälligerweise händchenhaltend mit dem Chef der örtlichen Sparkasse.

In Bünde scheinen sich die beiden nämlich gut zu verstehen, denn

„die jahrelangen guten Beziehungen zu den Schulen führen dazu, dass der Sparkasse [sic!] die Namen der Kinder von den Schulen bekommen“, sagt uns eine freundliche junge Frau am Telefon. Dann guckt die Bank nach, ob man die Adressen der Eltern dazu habe, und schon ist die Datei mit der Werbeaussendung fertig.

So einfach ist das. Nix mit teuren Listen vom Schwarzmarkt. Anruf genügt.

Doch nicht nur die Banken reizt der Handel mit den Daten. Auch bei Bertelsmann sieht man in Schülern ein willkommenes Freiwild zur Neukundenakquirierung. Für ein Gratisheftchen aus dem Duden-Verlag muss der gewillte Schüler dann seine Adresse rausrücken. Die Firma, die mit dieser Aktion beauftragt war, wirbt wie folgt für sich:

„Wir betreiben aktive Neukundenakquise und erweitern damit Ihre Kundenbasis. Wir generieren […] qualifizierte Adressen für große Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Unsere jährliche Kapazität liegt bei einer Summe von ca. 1 Million Netto-Interessentenadressen. […] Dies gelingt uns beispielsweise durch die Datenerfassung bei Gewinnspielen, Preisrätseln und“ – hört, hört – „Gratisaktionen.“

via Big-Brother-Awards Deutschland