„Privilegierte Partnerschaft“ – das klingt für mich irgendwie immer nach den 68ern. Ich sehe dann vor meinem geistigen Auge immer einen Rainer Langhans, die Kommune 1 und junge Menschen, die sich gegenseitig einreden, dass feste Partnerschaften lediglich der Unterdrückung der Bedürfnisse des Einzelnen dienten und dass man besser auf eine feste Beziehung verzichte, sodass man sich auf beiden Seiten bestmöglich entwickeln könne. Ironischerweise brachte ausgerechnet die konservative CDU diese linke Idee aufs politische Parkett, als sie den EU-Beitritt der Türkei vermeiden wollte wie der Teufel das Weihwasser. Dass diese Idee nicht gut sein konnte, ahnten vorausschauende Menschen schon vor 2013; dass sie nicht gut war, merken wir heute.

Glaubt man den aktuellen Schlagzeilen über die Türkei unter Erdogan, dann entwickelt sich die von Angie bis 2013 angestrebte „privilegierte Partnerschaft“ zu einer äußerst kühlen Wochenendbeziehung. Das liegt an den absolutistischen Bestrebungen Erdogans, was persönliche Kritik, Pressefreiheit oder Kontakte zu Terroristen angeht, ist aber nicht zuletzt Ergebnis der herablassenden Hinhaltetaktik der EU, was den EU-Beitritt der Türkei angeht.
Es war abzusehen, dass die Türkei sich nicht lange hinhalten lassen würde, was nun nicht auch Putin mit seiner Pipeline für sich nutzt. Da haben die „Türkei- und Islamskeptiker“ (so nennt man sich doch heute?) der Union ganze Arbeit geleistet.