Isch 'abe gar kein Untertitel...

Kategorie: Fernsehen (Seite 4 von 4)

Alles gucken. Was auch immer.

Bin ja eigentlich nicht der TV-Serientyp. Um eine Serie zu gucken, muss man sich zeitlich festlegen, sollte möglichst nichts verpassen und versklavt sich so dem Fernsehprogramm. Obendrein kommen auf vierzig Minuten Serie gefühlte dreißig Minuten Werbung – eine Zeitverschwendung ohnegleichen. Und trotzdem mutiere ich gerade zum Serienjunkie und Schuld ist nur ein harmloser Tweet:

Oho? Watchever!? Schnell mal geschaut, das Probe-Abo angewählt und prompt strömten zahllose Serien und Filme in mein Wohnzimmer, die ich nun nahezu völlig nach Belieben im Originalton oder mit Übersetzung schauen kann. Nostalgiker können sich an der bezaubernden Jeannie und „Starsky&Hutch“ ebenso ergötzen wie Fans der 80er-Jahre am „A-Team“ oder „Knight Rider“ – und wer aktuelle Serien mag, der braucht für „Breaking Bad“, „Psych“ oder „The Big Bang Theory“ keine lahmen Privatsender einschalten, die sich zu fein für eine HD-Übertragung sind. Und wie gesagt: auch Filme sind da an Bord und wirklich gute Filme und nicht nur der Ramsch von der Resterampe. Wer das Abo will, muss 8,99€ zahlen.

Hätte dann meine persönliche Kulturflat zusammen. Spotify+Watchever. Fehlt nur noch was für Bücher.

Geisha-Köpfe rollen bei „Wetten, dass…?“

Und dann hatte er es bis zu „Wetten, dass…?“ geschafft. Ehrgeizig, immerhin Leiter eines kleinen Teams seiner Firma, war er auf Erfolg geeicht, motivierte sich schon frühmorgens bis in die Haarspitzen (er nutzte dazu ein besonderes Koffeinshampoo) und startete seinen Computer immer eine halbe Stunde früher als die anderen.

Auf dem Weg zur Arbeit ließ er sich Sun-Tzus „Die Kunst des Krieges“ vorspielen, besonders imponierte ihm die Episode mit den beiden Geishas, die der machtvolle Herrscher vor den Augen der restlichen Konkubinen köpfen ließ. Um das stilecht nachempfinden zu können, hatte er sich gleich nach dem ersten Hören in einem Kendo-Kurs angemeldet, wo er mit Holzschwertern seine Führungsstärke trainierte. Da er weder Geishas hatte, noch jemanden in seiner Abteilung zu köpfen wagte, drosch er allabendlich auf Wassermelonen ein, die er aus dem Müll geklaut hatte. Manchmal stellte er sich vor, sein Chef könnte sehen, wie er mit voller Kraft die Melonengeishas zertrümmerte und das Melonenblut seinen weißen Kragen befleckte.

Als der Nachbar ihn eines Tages mit den Geishas erwischte, brauchte er eine plausible Erklärung. Also log er ihm etwas von „Wetten, dass…?“ vor und meldete sich dann tatsächlich an: Er wolle soundsoviel Melonen (dass er zu sich selbst immer „Melonenköpfe“ sagte, verschwieg er) in soundsoviel Minuten spalten, und weil die nette Redakteurin ihm geduldig erklärte, dass es statt seines Kendo-Stabes ein eher untypisches Werkzeug sein müsse (wegen der Zuschauer), entschied er sich für den klassisch schwarzen Samsonite-Regenschirm.

Zum Wettabend zog er sich entgegen der Empfehlung der Redaktion seine Businesskleidung an, er wollte sich gegenüber den anderen Kandidaten durch seriöses Auftreten empfehlen, besonders auch seinem Chef. Und dann hieb er vor den ungläubigen Augen Halle Berrys eine Geisha nach der anderen entzwei, in makelloser Zeitlupenschönheit platzten die Köpfe, und als der würdige Jünger Sun-Tzus jubelnd und trunken vor Triumph die Arme hochriss, wusste er noch nicht, dass eine Erzieherin ihn mit einer Nagellackwette knapp auf den letzten Platz verwiesen hatte.

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