Isch 'abe gar kein Untertitel...

Schlagwort: Corona (Seite 4 von 11)

Schockschwere Not

Da schaut man nichtsahnend aus dem Fenster und dann so was:

Schockschwere Not! Und dann noch Laschet, der jetzt mal – nachdem ihm in den letzten Tagen zu oft der Name „Söder“ genannt wurde – ein langes Wochenende endlich einmal Ruhe haben wollte nachgedacht hat. Man hätte ja nun glauben können, dass Laschet ein wenig in sich kehrt, Argumente abwägt, Lösungen für das Dilemma des endlosen Dauer-Halblockdowns sucht und am Ende mit neuen Ideen oder gewagten Maßnahmen aus der Osterruhe wiederaufersteht. Vom Saulus zum Paulus vielleicht sogar.

Stattdessen: Aufguss des kalten Kaffees. „Brücken-Lockdown“. Was auch immer uns die „Brücke“ suggerieren soll. Schaut man auf die von Laschet vorgeschlagenen Maßnahmen, dann ändert sich eigentlich nichts. Ich weiß ja nicht, was unser Ministerpräsident sich für die Zeit nach Ostern vorgestellt hatte, aber Stand seiner „Brücken-Lockdown“-Idee ist heuer (Quellen 1 und 2):

  • Dauer: lediglich 2-3 Wochen (es sei ja absehbar, dass „schon in ganz kurzer Zeit 20 Prozent, danach 30, 40 Prozent der deutschen Bevölkerung geimpft“ seien)
  • im Bereich Homeoffice müsse mehr getan werden
  • die Gastronomie müsse geschlossen bleiben
  • Freizeitkontakte sollen beschränkt werden
  • zu Schulen und Kitas findet sich m. E. nichts Konkretes.

Abgesehen davon, dass ich von Laschets Mathekompetenzen beeindruckt bin (30 und 40 folgen ja wirklich auf 20), bleibt mir schleierhaft, was für ihn „in ganz kurzer Zeit“ bedeuten könnte. In Laschet-Zeit (365 Tage und bislang nichts dazugelernt) könnte „ganz kurz“ für Menschen mit normaler Lernkurve „ganz schön lang“ bedeuten. Am meisten Bauchschmerzen machen mir diese „2-3 Wochen“. Warum nennt Laschet eine unpräzise Zeitspanne und kein konkretes Zieldatum? Und was soll an diesem Datum erreicht sein? Auf welches Ziel steuern wir zu? Reichen dem Katholiken Laschet ein paar Wochen symbolische Passionszeit zur Läuterung oder wollen wir etwas Konkretes schaffen?

Ich bin gerne bereit, noch zwei Monate richtig hart durchzuziehen, wenn dann endlich die Lage wieder kontrollierbar wird. Aber jetzt für 2-3 Wochen wieder eine dieser Kompromisslösungen durchzuziehen, um dann in vier Wochen auf Deubel komm raus die Inzidenzzahlen wieder hochzujagen, damit wir im Juni erneut halbherzig runterfahren müssen, weil wir mittlerweile eben nicht mehr die Situation wie vor einem Jahr haben, dass die Pandemie vorwiegend in bestimmten Clustern, sondern flächendeckend im ganzen Bundesgebiet verbreitet ist, darin sehe ich wirklich keinen Sinn. Und wie will man mit Gottesdienste feiernden Baptisten oder gar illegal polonaisierenden Covidioten umgehen? Wird die Polizei weiterhin für Fotos mit Querdenkern posieren und lässt sich Demo-Plakate an die grüne Minna kleben? Oder wird man die eigenen Regeln dann auch durchsetzen?

Wenn das so kommt, dass wir auch im Sommer nichts erreicht haben und wegen der kompromisshaften Halbherzigkeit hinter die Ergebnisse aus dem letzten Sommer zurückfallen, dann hole ich nämlich auch irgendwann meine Fackel raus.

Schwer zu ertragen

Es ist unübersehbar, dass den Menschen die lasche(t) Coronapolitik so richtig zum Hals raushängt. Dieses ewige und planlose Gehänge und Gewürge, das andauernde Verschieben aller sinnvollen Regeln seitens der Bundesregierung, aber insbesondere der Ministerpräsident:innen hat uns nun dahin geführt, wo niemand hinwollte: In den unendlichen Halb-Lockdown, garniert mit Mutanten, inmitten eines Wettbewerbs um den Titel, wer als erster sein Bundesland möglichst weit geöffnet hat. Verlierer seit einem Jahr: Die Wissenschaft. Eifrig beschworen, doch wenig beachtet – wird sie doch von den meisten führenden Politkern als Steinbruch für Rechtfertigungen missbraucht. Anstatt zu beobachten, welche Handlungen valide aus wissenschaftlichen Aussagen und Erkenntnissen abgeleitet werden könnten, wurden interessensgeleitet Studien herausgepickt, um die eigenen politischen Handlungsabsichten zu legitimieren. So funktioniert das leider nicht.

Dafür gibt es nun nach einem langen Jahr ohne Lernerfolge in der Breite das wohlverdiente Echo. In der ZEIT (Corona-Pandemie. Was uns mit der dritten Welle erwartet) blicken die Autorinnen Erdmann, Kattwinkel, Palm auf die dritte Welle voraus und teasern: „Die Vorhersagen von Pandemieforschern sind verblüffend genau. Umso deutlicher zeigt sich: Öffnungen werden die Krise jetzt verschlimmern, noch fehlen genügend Impfungen.“ Sie zeigen, dass die wissenschaftlichen Modellierungen zur Mutante B.1.1.7 bislang sehr genau eintreffen (wie schon seit Monaten, wenn man den Drosten-Podcast verfolgt). Die Politik ficht das nicht an. Lieber verlässt man sich auf das gute alte Mittel des Kompromisses: Niemandem so richtig, aber dafür allen immer etwas wehtun. Der Denkfehler unserer medienbefeuerten Politiker in den ganzen Strohmanndebatten: Weder Querdenker noch Shutdown-Fans oder gar „die Wirtschaft“ und das Personal der Intensivstationen sind hier die Verhandlungspartner – es geht um alle Menschen versus ein Virus. Und Viren stehen nicht so auf Kompromisse. Da helfen auch keine Umfragen, wer gerne wann wie geöffnet haben möchte; es hilft nur, dass die scheiß Inzidenzraten niedrig bleiben!

Sehr deutlich wird ein junges Team der Quarks-Redaktion. In dem heute veröffentlichten Video weisen sechs junge Redakteur:innen auf die unwissenschaftliche Haltung der Politik hin und machen die Chronologie des Versagens deutlich. Es tut förmlich weh, sich das anzuschauen und sich vorzustellen, dass ja relativ simple Prinzipien (exponentielles Wachstum, Latenz, Folgen zu späten Bremsens) bei gleichzeitig sehr schnell messbaren Ergebnissen in der Politik über ein Jahr lang nicht durchgedrungen sind. Wie soll man diesen Menschen zutrauen, große und langfristige Themen wie den Klimawandel anzupacken?

Es ist wirklich schwer, diesen Irrsinn länger ertragen zu müssen. Vielleicht sollte man sie sich einfach ins Verderben reden lassen? Bei Markus Lanz entlarvten sich wie Dominosteine nacheinander Laschet, Kretschmer und Kubicki ganz von selbst. Naja fast, Markus Lanz bleibt hartnäckig und sowohl dessen ZDF-Präsenz als auch das Statement des Quarks-Teams zeigen einmal mehr, wie wichtig öffentlich-rechtliche Medien sind (und dass deren Unabhängigkeit gepflegt werden muss).

Wer das ganze Narrentum nur noch humoristisch ertragen kann, dem sei der Twitter-Hashtag #laschetdenktnach empfohlen. Ein paar meiner persönlichen Highlights:

https://twitter.com/fedxup/status/1377898986854625282?s=20
https://twitter.com/TrapperKocht/status/1377968388937486337?s=20
https://twitter.com/sty__74/status/1377935080476262401?s=20

Musikalische Heilpraktiker

Et tu, Nena? So richtig wundern tut‘s ja nicht, dass eine wie Nena sich mit Querdenkern solidarisiert. Ist ja die gleiche Kategorie wie Xavier Naidoo und anderes Astral-Gefühls-Gesäusel. Man könnte gewiss einen schönen Algorithmus mit deren Texten füttern und zukünftig weitere musikalische Heilpraktiker anhand ihrer Eso-Texte herausfiltern.

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