Nachdem ich mir heute Mittag schon die Finger zu "Dschörmenie, 12 points" wundgeschrieben habe, jetzt die Beichte meiner zweiten
Todsünde: der gestrige Abend mit "Boxen im Ersten". Nun ja, ich gestehe
– es war nicht das erste Mal. Ich habe schon oft (fast immer) "Boxen im
Ersten" geguckt, aber mich selten derart über eine Sportübertragung
aufgeregt wie gestern.

Dabei hatte alles gut angefangen. Der
erste ausgestrahlte Kampf war ganz in Ordnung. Prima. Nichts dran

auszusetzen. Spannend, knapp, gerechtes Urteil. Nicht aber im zweiten
ausgestrahlten Kampf, der eigentlich der Vorkampf war, aber später
ausgestrahlt wurde. Dieser zweite Kampf offenbarte einen
Sportskandal, wie ich ihn in dieser offenen Dreistigkeit im deutschen
Fernsehen noch nicht gesehen habe. Nicht einmal Robert Hoyzer ist
derart dreist vorgegangen wie die "Schiedsrichter" gestern im Kampf
Timo Hoffmann gegen Bob Mirovic. Zu Beginn alles prima. Die hünenhafte
deutsche Schwergewichtshoffnung Timo Hoffmann steht vor seinem gut
einen Kopf kleineren, dicken, apfelförmigen Gegner und dominiert den
Kampf. Nicht deutlich, aber der Gegner scheint ein paar Nummern zu
klein. Keine Gefahr. "Relaxed" soll er’s angehen lassen,
beschwört ihn sein Trainer immer wieder, was Hoffmann auch ab der
vierten Runde 100% umsetzt. Da nämlich trifft ihn ein rechter Schwinger derart an der Schläfe, dass der große Mann aus Deutschland in die Knie
sinkt und sich von da an als lebendiger Sandsack betätigt.

Immer wieder
Schläge von dem kleinen Dicken, ab und an Wirkungstreffer, aber der
Dicke ist so schlecht, dass er es nicht schafft Hoffmann zu knockouten.
Hoffmann fängt sich ab Runde sechs wieder ein wenig, ändert aber kaum
bis nichts an seiner passiven Haltung. So geht es dann weiter. Timo
"Punchingball" Hoffmann lässt sich von seinem 39jährigen Aufbaugegner

mehr oder weniger verhauen, setzt selten eine Aktion dagegen. Dem
Reporter, den Zuschauern in der Halle und mir ist klar: Hoffmann hat
eindeutig verloren.Aber irgendwas muss in der Luft gelegen
haben, es wunderte mich schon, dass der Reporter immer wieder von
"…naja…Heimvorteil Timo Hoffmann…" und "…vielleicht gibt’s noch
ein Unentschieden…" erzählte. Die Niederlage war so eindeutig.

Aber der gute Mann sollte mit seinen Prophezeiungen Recht behalten: Nach
Ende des Kampfes und der Verkündigung der Ergebnisse der Ringrichter
stand der Sieg Timo Hoffmanns fest! Wertungen von 115:111, was einer
Deklassierung Mirovics gleichgekommen wäre, wurden genannt. Dabei hatte
der dicke Australier den Kampf niemals aus der Hand gegeben. Das konnte ich nicht fassen. Beschiß in der ARD? Live übertragen? Und der Reporter
versuchte das noch irgendwie "hinzubiegen"? In meinen Augen war das war Betrug, Bestechung,
Verarsche. Auch die Zuschauer in der Halle sahen das so, denn als der
schamlose Hoffmann seine Arme in die Luft reckte, wurde er gnadenlos
ausgebuht. Mirovic wollte ihm den Gürtel noch wegnehmen, sah aber ein,
dass das sinnlos war.Wie auch immer: Wer den gestrigen
Hoffmann-"Sieg" gesehen hat, kann diesen "Sportler" nicht mehr
ernstnehmen. Das nächste mal findet "Boxen im Ersten" ohne mich statt –
sofern Sauerland-Boxer dort auftreten.

Nachtrag:
SpOn war das ganze leider nur eine kurze Meldung wert:

Zu früh gefreut: Der australische Schwergewichtsboxer
Bob Mirovic lässt sich von den Zuschauern in Zwickau feiern. Nicht nur

Mirovic, 39, war sich sicher, dass er den Kampf um die
IBF-Intercontinental-Meisterschaft gegen Timo Hoffmann gewonnen hat. Er

hatte die Rechnung allerdings ohne die Kampfrichter gemacht. Völlig
überraschend erklärten diese den Deutschen zum Sieger. Für Mirovic eine

dicke Enttäuschung.