Es ist soweit: Klitschko ist alle vier WM-Gürtel los, ein Aufatmen geht durch die Schwergewichtswelt: Der unangenehme, wenig spektakuläre Klitschko versperrt endlich nicht mehr den Weg zu den Titeln. Der Brite Tyson Fury besiegte ihn gestern in einem insgesamt eher langweiligen Kampf verdient nach Punkten und kann sich nun damit brüsten, dass der bis dahin übermächtige Klitschko ihm gegenüber wie ein Kaninchen vor der Schlange wirkte.

Ich bin mir sicher, dass Klitschko den Kampf hätte gewinnen können, wenn er von Beginn an so gekämpft hätte wie ganz zum Schluss in Runde 12 – mit mehr Risiko und mehr klaren, harten Treffern. Erst da schien Fury ernsthaft beeindruckt und einmal sogar wackelig in den Knien. Aber Klitschko schien gleich von Beginn an beeindruckt von der Physis und der Lockerheit seines Gegners. Dazu gesellte sich, dass die alte Taktik des Klammerns und Auflegens bei einem 2,06 Meter großen Gegner nicht mehr funktionierte und die linke Führhand sich Fury nicht vom Leib halten konnte, da dieser alle Reichweitenvorteile auf seiner Seite hatte. Klitschko war offensichtlich nicht bereit, gegen einen größeren Gegner offener und risikobereiter zu boxen, und hat darum den Titel verdient verloren.

Es gibt einen neuen Schwergewichtsweltmeister! Doch wer sich nun freut, dass er sich nicht mehr Klitschkos zermürbender Linken aussetzen muss, der wird es demnächst mit einem nicht minder unangenehmen Weltmeister zu tun bekommen. Ich bin gespannt, wie lange Fury sich an der Spitze hält.