Isch 'abe gar kein Untertitel...

Kategorie: Fernsehen (Seite 2 von 4)

Aktivierung und Reaktivierung

Und dann war da die Anruferin, die auf unser Kleinanzeigen-Angebot gerade mal 57% des VB-Preises zahlen und auf keinen Fall nach oben hin verhandeln wollte. Das nennt man „ungeschickt“.

Ansonsten reaktiviere ich mal wieder meinen Facebook-Account. Irgendwie findet man einige Menschen im Netz wirklich nur dort und nirgends sonst. Schade eigentlich, so ’ne persönliche Homepage hätte auch etwas. Werde erst einmal beobachten, was da so „abgeht“ und dann weiter entscheiden, ob sich das lohnt oder ob bei FB immer noch Blödelbildchen und Sinnsprüchlein das Gros der Beiträge darstellen. Google Plus hat sich da als Enttäuschung herausgestellt; für semi-professionelle Kontakte ist das prima, aber für engere bis weitere Bekanntschaften ein Graus. Twitter ist diesbezüglich noch spezieller, da treibt sich zumindest offiziell niemand herum, den ich wirklich gut kenne.

Habe heute Netflix aktiviert und bin etwas enttäuscht. Großer Bohei in den Netzwerken und dann kommt dabei ein schlechterer Watchever-Verschnitt heraus. Hrm. Den Probemonat über schaue ich mir das noch einmal an, aber wenn sich da nichts Wesentliches tut, bleibe ich bei Watchever, auch wenn das ebenfalls nicht sonderlich up to date ist. Allerdings gefällt mir die Entwicklung. Ich war schon früher für die „Kulturflat“, die die Grünen mal als Idee eingebracht haben, und zahle lieber ein paar Euro dafür, dass ich mir aussuchen kann, was ich sehe, als dass ich mir kostenlosen Schrott ins Haus liefern lassen muss. Die Privaten wandern auf der Fernbedienung bald nach ganz hinten, wo sie keinen mehr beim Zappen stören können.

Eine Leidenschaft für Serienkiller

Verfalle in den Ferien seit Watchever regelmäßig ins Binge-Watching. Binge-Watching ist eine schlimme Zeitverschwendung, noch schlimmer ist aber, was die Serien mit mir anstellen. Es sollte mich nicht wundern, wenn ich demnächst Serienkillern Weihnachtskarten schicke und Drogenbossen mit aufrichtiger Herzlichkeit die Hand schüttele. Diesmal schaue ich Dexter, zuletzt war ja Breaking Bad mein Favorit.

Dexter Morgan ist die Hauptfigur der seit 2006 existierenden, gleichnamigen Serie und führt ein verhängnisvolles Doppelleben: Tagsüber arbeitet er als Forensiker beim Miami Metro Police Departement und untersucht die Tatorte von Mördern und Serienkillern. Wann immer sich jedoch die Gelegenheit ergibt, zieht er selbst als Serienkiller los und folgt seinem Drang, Menschen zu töten – dabei befolgt er jedoch einen Kodex und achtet darauf, nur Menschen zu töten, die ihrerseits andere Menschen auf dem Gewissen haben.

Achtung, ab hier folgen Spoiler.

Fremde Dilemmata zu eigenen

Wie schon bei Breaking Bad mit der Figur des Crystal Meth kochenden Chemielehrers Walter White steht bei Dexter eine böse und unmoralisch handelnde Hauptfigur im Mittelpunkt. Im Gegensatz zu den oft flacher strukturierten Krimiserien, wo Gut und Böse meist als Gegensätze aufeinandertreffen, werden durch die Betonung des Bösen im Guten jedoch die Dilemmata der Figuren für den Zuschauer erst nachvollziehbar und sogar spürbar.
Der krebskranke Chemielehrer Walter White aus „Breaking Bad“ erkennt, dass sein mittelmäßiges Leben seiner zurückbleibenden Familie kein sorgenfreies Leben ermöglichen wird und strebt, zunächst mit der Verzweiflung des Todkranken, später mit der Unverzagtheit des Gierigen, in die Unterwelt. Aus dem sanften, besonnenen Lehrer Walter White wird ein eiskalter Drogenboss, der seine eigenen bürgerlichen, moralischen Maßstäbe überwinden lernt – dem Zwiespalt zwischen spießiger Familienidylle und dem riskanten Leben eines Drogenbosses aber nicht entgehen kann. Und der Zuschauer fiebert bei dieser Abkehr vom bürgerlichen Mittelmaß mit: Ungeachtet all der in Kauf genommenen Drogentoten, der Mordopfer und dem Ruin der Familie gönnt er White den Aufstieg in der Drogenszene, kostet dessen Siege über menschenverachtende Kontrahenten aus und fühlt mit dem Egomanen Walter White trotz aller Verbrechen, Lügen und Rücksichtslosigkeiten.

Am Staffelende bleibt ein begeisternder Protagonist, der nichts unversucht gelassen hat, der sich aufgerafft, der gekämpft, der in Angst und Schrecken versetzt, der das Mittelmaß abgeschüttelt hat. Die Bewertung des Bösen tritt in den Hintergrund und die Dilemmata Whites, der einen Schüler zum Drogenkochen animiert, der zur finanziellen Sicherung der eigenen Familie andere ruiniert, der zur Rettung des eigenen Lebens andere auslöscht, werden zu eigenen. Der Zuschauer muss sich entscheiden: Steht er auf der Seite Whites oder der Moral – und er entscheidet sich für White.

Die eigene Moral auf den Kopf gestellt

Nicht weniger drastischer ist dieser Effekt bei „Dexter“, wo der Gegensatz zwischen Gut und Böse noch stärker in der Figur angelegt ist, die in Personalunion als Forensiker und als bestialischer Serienkiller aktiv ist. Man ertappt sich dabei, mit dem gefühlskalten Serienkiller Dexter mitzufiebern und sogar zu hoffen, dass er den aufdringlichen und aggressiven Ex-Ehemann seiner Pro-Forma-Freundin endlich außer Gefecht setzt, damit dieses Ars… Gewalt ist plötzlich doch eine Lösung. Andererseits fühlt man auch mit dem armen Teufel von Ex-Ehemann, der sich liebevoll um seine Kinder sorgt und wegen Dexter zu Unrecht im Bundesgefängnis landet. Beim Schauen stellt sich kaum die Frage, wie Dexter mit Situationen umgeht, der ist schließlich ein Soziopath, dem Menschen nichts bedeuten, viel spannender ist die Frage, was im Kopf des Zuschauers vorgeht, wie der die Situation bewertet.
Was offenbart man selbst, wenn man einer störenden, gewalttätigen Figur einen Serienkiller auf den Hals wünscht; wer kann sich ernsthaft gegen die Todesstrafe aussprechen, wenn er eine Folge lang darauf wartet, dass der mit allen Wassern gewaschene, miese Litte Chino, dem das Police Departement nichts nachweisen kann, endlich seine verdiente Strafe bekommt?

Weitab vom Mittelmaß

Das Spiel mit dem Bösen ist reizvoll. Beobachtete Umberto Eco bei den Fernsehzuschauern Mitte der 90er die „Leidenschaft für das Mittelmaß“, so lassen die neuen Serienhelden das Mittelmaß weit hinter sich. Nicht allein die Guten bekämpfen heute das Böse, die Bösen haben einen neuen Platz gefunden, und sie stellen das Gute in uns ins Frage . Mehr davon!

Breaking Bad

Das mutete schon fast ironisch an. Ein ein minderbegabter Komiker versucht den deutschen Fernsehpreis zu moderieren, derweil die letzte Folge „Breaking Bad“ zu streamen war. Während also schlecht produzierter und von Werbung zersetzter Schrott in mieser Bildqualität über den Äther ging, konnte man das Serienfinale des Jahres in bester Bildqualität werbefrei übers Netz streamen und das deutsche Fernsehen getrost mit der Ignoranz strafen, die es an solchen Abenden verdient. War ja nicht umsonst, dass ausgerechnet Oliver Pocher und Cindy aus Marzahn den Preis moderierten. Mehr Symbolkraft geht ja gar nicht.

[ab hier Breaking-Bad-Spolier]

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