Isch 'abe gar kein Untertitel...

Tote in Scheiben

Eine wie Gunther von Hagens würde von mir behaupten, ich sei einer von denen, die seine Kunst nicht verstünden, ein Banause, der Respekt vor den Toten falsch verstehe, jemand, der engstirnig ethische Maßstäbe aus Uromis Zeiten vertrete. Recht hätte er. Seine Körperwelten fand ich so abstoßend wie kaum etwas.

Aber jetzt, wo er auf den Trichter kommt, Tote scheibchenweise zu verhökern, muss ich sagen, mir gefällt die Idee. Ja, echt. Total stark. Dann kann ich mir Onkel Detleffs Leber eingerahmt an die Wand hängen – als abschreckendes Beispiel für Alkoholismus. Oder einen Ausschnitt von Tante Helgas Lunge, die alte Kettenraucherin!

Und überhaupt! Es kennt doch jeder diese tollen Geschenkdosen, oder? In die man einfallslose Präsente in lustiger Verpackung unter die Leute bringen kann. Wenn man da jetzt scheibchenweise Tote eindosen würde… Was für eine Gaudi, wenn der Beschenkte jeden Einzelnen wie eine Ananasscheibe aus der Blechverpackung fischen müsste!

Und was man im Fernsehen alles damit anstellen könnte! Beim perfekten Dinner: Serviert wird die Schweinshaxe auf Omas angeknackster Kniescheibe! Welch Symbolik! Dieter Bohlen bewirft seine "Kandidaten" mit plastinierten Stimmbändern und beim nächsten Dschungelcamp muss Oliver Pocher eingelegte Augäpfel essen.

Solange man den Driss verkaufen kann, soll’s mir doch recht sein! Angebot und Nachfrage rulez! Herr Hagens, meine Stimme haben Sie!

(Foto: milca)

2 Kommentare

  1. Boris

    Ebend!
    Es reicht völlig aus, den ökonomischen Vorgang des „Provoziere und Verkaufe!“ zu erkennen. Ein Verkaufsvorgang, der in der Kunstwelt bekanntlich leicht zu inszenieren ist, wenn er mit ein paar markanten und passenden Attributen (wie permanentem Hut nebst esoterisch-elitär gegebener Aura) unterfüttert wird.

    Viel mehr ist da nicht zu verstehen … ups! … oder habe ich jetzt gar das Wesen dieser Kunst schon umfassend verstanden?

  2. Hokey

    Nix hast Du verstanden! Von wegen Kunst! [i]Demokratisierung[/i] des Körpers! Kaufen für die Wissenschaft! Das ist Aufklärung pur! Mit Kommerz und Marketing hat das alles nichts zu tun. Eine Didaktisierung des Körpers schwebt dem [strike]Künstler[/strike] ..ääh.. Aufklärer vor; der Mensch lernt, wenn Onkel Huberts dicker Zeh in Glas gegossen auf der Kommode steht. Jawollja!

    [i]schüttel[/i]

    Das Wort „Nierentischchen“ bekommt da plötzlich eine ganz gruselige Bedeutung…

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