So, lieber Stefan Müller. Das da unten war nur Spaß, das, was folgt, ist nicht mehr lustig.

Im Prinzip hat ihr asoziales Verhalten ja Geschichte. Gucken wir mal in Ihren Lebenslauf… aha… 3.9.1975 geboren… 30 Jahre alt, da ist man im Politbetrieb noch ein dummer Schulbub, dem andere die Pickel ausdrücken müssen. Und so wie es aussieht, ist Ihnen kürzlich der erste so richtig dicke Pickel gesprossen. Nicht schlecht, war direkt ’n ganz schöner Hammer, so einer mit schwarzem Punkt in der Mitte, so’n richtig abstoßender Eiterpickel.

Wie oben schon erwähnt, sie stehen mit derartigen Ekeleien nicht alleine da. Da hatten wir ja schon einige Härtefälle, die geschmackloses Zeug geblubbert haben. Ihr Parteikollege Philipp Missfelder bspw. hatte schon mal ähnlich dämlich formuliert:

"Ich halte nichts davon, wenn 85-jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen." (Berliner Morgenpost)

Pruuh. Widerlich, aber irgendwie faszinierend, dass man als Politiker immer noch tragbar ist, wenn man solch asozialen Stumpfsinn von sich gegeben hat. Sie scheinen auch davon fasziniert zu sein, ich möchte fast behaupten, Sie haben diese Ferkelei als ganz bewusst gesetzte Provokation zu diesem ganz bewusst gewählten Zeitpunkt in die Bild geschmiert.

Ist ja auch ’ne seltene Gelegenheit, die man nutzen muss, so ein Sommerloch. Im Sommerloch versperren die breiten Merkel-Schultern nicht die Sicht auf ihr leuchtendes Antlitz, und sogar die Bild-Zeitung schenkt Ihnen ein paar ihrer ausgedörrte Zeilen. Das muss man nutzen und in einer solchen Situation salbadert man dann auch sofort jeden Firlefanz daher, der einem gerade durch die vertrockneten Gehrinwindungen kreuzt.

Für Euch Frischlinge ist das natürlich eine gute Gelegenheit, auch mal ein bißchen Aufmerksamkeit zu bekommen. Man ist ja so unglaublich kompetent, aber niemand, der wichtig genug wäre, möchte einem 30-jährigen Gehör schenken, da muss man eben auf die Kacke hauen, dass es spritzt. Und am besten so, dass Medien garantiert nicht darum herum kommen, es zu kommentieren, wenn es denn einmal in die Welt gesetzt ist.

Und dann keult man am Liebsten auf die Schwachen, auf die Versager, auf die ohne Lobby. Auf die am unteren Ende der Skala, auf die, zu denen man so gar nicht gehören möchte. Auf die, von denen man sich sozial am weitesten entfernt fühlt. Ihr junger Kollege Missfelder sah die Alten als Sozialschmarotzer am anderen Ende seiner Sozialskala und für Sie sind das soziale Feindbild offensichtlich die abkassierenden, faulen Hartz-IV-Empfänger.

Dann muss man – das verlangt das Prozedere – nur noch mit der Faust auf den Tisch hauen, aber mal so richtig! Jawoll! Und den normalen Menschen im Lande zeigen, was man mit dem faulen Pack so alles anstellen muss, um es wieder an die Arbeit zu kriegen. Mal so richtig durchgreifen. Irgendwas streichen, bzw. da, wo man nicht mehr streichen kann, irgendwen in die Pflicht nehmen, aber mal so richtig, aber hallo! Und dann kommt man auf so politische Flausen wie Sie mit Ihrem Arbeitsdienst. Die werden Ihnen hoffentlich jetzt ausgetrieben.

Lieber Herr Müller, ich bin wirklich jederzeit bereit, meine Wahlvorlieben zu ändern, weil ich diese Bereitschaft für meine Pflicht als demokratischer Staatsbürger halte. Aber eine Partei, die regelmäßig derart ekelhafte Eiterpickel gebiert, ist für mich langfristig unwählbar. Wer bereit ist, sich derart ins gesellschaftliche Abseits zu stellen, nur, um auch mal ein Interview in der Bild-Zeitung zu bekommen, nur, um seine medialen 15 Minuten zu kriegen, der hat nichts weiter verdient als eines: offene Verachtung. Ich hoffe in Ihrem und meinem Interesse, dass die Narbe, die dieser Pickel hinterlassen wird, Ihrem politischen Reifungsprozess zugute kommt. Andernfalls hoffe ich auf ein großes Sommerloch, in dem Sie auf immer versinken mögen.