ausposaunt hat – eine Behauptung, die ich nicht prüfen will – dann hat sie ordentlich Haue verdient.

Doch wenn man die Pottermania einmal genau bedenkt: Eigentlich sind die Geiselnehmer in Afghanistan doch plemplem. Geiselnahmen sind das täglich Brot von Außenministerien und interessieren die Bevölkerung einen feuchten Kehricht. Aber mit dem Ende von Harry Potter, ja, damit setzt man Politiker unter Druck! "Abzug oder Potter!" – So muss eine zeitgemäße Forderung von Erpressern lauten. Alles andere ist abgelutscht, in zwanzig verschiendene Krisenpläne gegossen und zudem so öffentlichkeitstauglich wie die eingewachsenen Zehnägel von Reinhold Messner.

Oh, was würde die westliche Hemisphäre zittern, würde Osama bin Laden aus seiner nächsten Videobotschaft eine Potter-Lesung machen! Die wirtschaftlichen Einbrüche des Buchhandels wären kaum wettzumachen, all die teuren Sicherheitsvorkehrungen wären umsonst gewesen, millionenschwere Auflagen müssten eingestampft werden, und abertausende Christenkinder würden ihre Eltern mit unzähmbaren Geheul in den Nerventod treiben. Von den politischen Auswirkungen ganz zu schweigen:

Plötzlich wäre jeder Potter-Leser und damit ganze Generationen ein potentieller Al-Kaida-Sympathisant. Bibliotheken müssten die biometrischen Maße der Potter-Ausleiher erfassen und an eine PotTEr-Datenbank (Potterleser-totale-Terror-Erfassung) weiterleiten, wer Potter im Handgepäck mitführt wird des Flugzeugs verwiesen, im Text versteckte Terroraufrufe müssten gefunden werden (steht Gleis 9 3/4 möglicherweise sogar in Zusammenhang mit den Terroranschlägen in Madrid?) und Joanne K. Rowling müsste schlussendlich in die afghanischen Berge fliehen.

Fantastisch! Aber mutmaßlich hat Mr. Bin Laden dieselben religiösen Vorbehalte gegen eine Potterlesung wie Mr.Papst und seine radikalen Glaubensgenossen, sodass uns dieses großartige Schauspiel leider verwehrt bleiben wird.