Özil, Özil und kein Ende. Noch haben nicht alle etwas zu dem Thema gesagt, ich nämlich noch nicht, aber damit mache ich jetzt Schluss und wir können das Thema dann abhaken.

Zwei Fehler macht Özil. Der erste: Er lässt sich für Propagandafotos mit Erdogan ablichten, wohlwissend, wie umstritten Erdogans Politik in seinem Heimatland ist. Der zweite Fehler ist der, dass er die folgende Kritik nicht kommentiert und bis zuletzt davon ausgeht, dass das alles so ganz prima ist, wie er das gemacht hat. Doch so gedankenlos und unpolitisch kann nicht einmal ein Fußballer sein, das darf man Özil nicht abkaufen. Was würden Deniz Yücel oder Mesale Tolu zu seinem schicken Foto sagen? Boxer Ünsal Arik bringt seine Meinung deutlich (und sachlich angemessen – das muss man heutzutage ja betonen) zum Ausdruck.

Fehler, dumme Fehler, zweifelsohne. Doch alles, was danach kam, ist ein Paradebeispiel für einen miesen rassistisch bestimmten Diskurs. Die zahllosen hetzerischen BILD-Titel, die Darstellung als alleiniger Sündenbock fürs Vorrundenaus in vielen wichtigen Zeitungen, dann noch der Dolchstoß von Teammanager Oliver Bierhoff und nebenbei die Hetze in den diversen Social-Media (die ich nicht verlinke). Das ist beschämend. Nein, eigentlich zum Kotzen. Da war nix schwarz-rot-geil, aber auch gar nix.

Wen wundert als der Rücktritt Özils? Der macht in seinen von Uneinsichtigkeit geprägten Anwürfen durchaus einige Punkte: Da gibt es schließlich reichlich Propagandafotos anderer Spitzensportler- und funktionäre mit fragwürdigen Gestalten, denen niemand ernsthaft und mit ausdauernder Boshaft einen Strick daraus zu drehen versuchte. Und ja, niemand spricht von „Deutsch-Polen“, „Deutsch-Spaniern“ oder „Deutsch-Ghanaer“, wenn er von Lukas Podolski, Mario Gomez oder Jerome Boateng spricht. (Jerome Boateng hat allerdings unlängst eigene Erfahrungen gemacht.) Recht hat er, wenn er sagt, dass man sein Foto mit Erdogan nutzt, um endlich mal den rassistischen Ressentiments freien Lauf lassen zu können. Und sein Rücktritt wird gleich zum Anlass genommen, noch einmal nachzukarten. Es ist zum Heulen.

Das Ende vom Lied ist, dass nur die Falschen gewinnen: Die AfD/CSU/CDU-Sympathisanten sehen sich darin bestätigt, dass Integration nicht funktioniert und frönen ihrem Hass (sie nennen es „Skepsis“ oder „Kritik“) gegen Türken und Muslime, und ein Erdogan kann sich weihevoll als  väterlicher Beschützer für seine unterdrückten Schäfchen im rassistischen Deutschland aufspielen. Nie war es leichter, deutsche und türkische Community gegeneinander auszuspielen.