Isch 'abe gar kein Untertitel...

Die grauen Männer

Große Schreibflaute aktuell. Fragt mich nicht warum und wieso, aber momentan ist bei mir nicht viel mit schreiben. Ich lese Bücher, starre auf mein iPhone, konsumiere Computerspiele und bin von Kopf bis Fuß auf Konsum eingestellt. Bloß nichts machen, bloß nicht denken, bloß nicht aufregen.

Es hätte vor vielleicht zwei Jahren nur eines kleinen Funken bedurft, damit ich auf die Palme gehe, wenn kleine Werbe-Blondinchen-Momos von den „grauen Männern“ gefaselt hätten, weil ihnen das genau diese grauen Männer aufgetragen haben, hätte dem föhnfrisierten Jüngling entgegengeschmettert, dass er die jungen Menschen nicht verunsichern soll, wenn sie sich versichern wollen.

Ich hätte eine wutentbrannte Mail an die Redaktion des Presseclubs geschrieben, dessen hochkarätig besetzte Redaktion es tatsächlich letzte Woche nicht geschafft haben will, in ganz Deutschland mit 80 Millionen Einwohnern, ein, nur einen Journalisten zu finden, der sich gegen eine Rente ab 67 aussprechen würde. Heute gelingt mir nur ein müdes Kopfschütteln.

Vor zwei Jahren hätte ich mich zornentflammt zum Kiosk begeben, um eine große Tageszeitung mit der Anzeige der Atom-Lobby zu kaufen, um zu dokumentieren, wie schwächlich und verachtungswürdig unsere Regierung auf die Drohungen der Wirtschaft reagieren wird und welche erbarmungswürdigen Gestalten diesen Appell unterschrieben haben.

Ich hätte mir Gedanken über die sogenannte Bildungscard gemacht und mich über Bigotte kaputtgelacht, die bei Google ihre Hauswand tünchen lassen, um, stolz auf ihren Protest, vor der unscheinbaren Standardfassade ihres viereckigen Häuschens in der  lokalen Käsepresse zu posieren.

Gespeit hätte ich, Gift, Galle und Geifer, beim Lesen dieses Artikel der FR (via) über die Praktiken unserer ach so demokratischen westlichen Welt:

Die schwedische Staatsanwaltschaft hat den Haftbefehl gegen den Gründer des Internetdienstes WikiLeaks aufgehoben. Julian Assange werde nicht mehr der Vergewaltigung verdächtig, sagte eine Sprecherin der Behörde am Samstag. Die polizeilichen Ermittlungen würden aber fortgeführt.

Aber ich habe darauf einfach keine Lust mehr, fragt mich nicht warum. Vielleicht weil ich die bittere Erkenntnis nicht los werde, dass die grauen Männer und Frauen immer siegen werden werden.

2 Kommentare

  1. Boris

    Wir sind schon zwei! Mir geht’s genauso, gestern jedenfalls konnte ich mir in einem meiner zuletzt eher spärlichen Blogartikel zumindest eine Randbemerkung zu den üblichen Ärgernissen des politisch-wirtschaftlichen Alltags nicht verkneifen.

    Aber zu mehr habe ich wirklich auch keine Lust mehr, denn es würde ja jeden Tag Stunden in Anspruch nehmen, sich zu jeder dieser Absurditäten und unverhohlenen Frechheiten schriftlich Gedanken zu machen und diese einigermaßen geschliffen zu Blogge zu bringen.

    Inzwischen schreibe ich eher wenig, dafür aber doch viel näher dran an meinen ganz eigenen Alltagserlebnissen. Die sind mir allemal wichtiger als der ganze Polit-Stuss, der täglich ungestraft verzapft wird.

  2. Herr Rau

    Hm. Alter, Phase, Enttäuschung, Erkenntnis, irgendsowas. Aber diese beiden Versicherungssports sind wirklich so was von widerlich. Zuerst ja nur er, zum Schütteln. Und dann sie, tatsächlich noch schlimmer. Bäh.

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