Ausverkauft war die Location in Rheda-Wiedenbrück, und der Veranstalter hätte noch weitaus mehr Karten loswerden können, wie er eingangs erklärte. Und das bei einem Jazz-Konzert mitten in der Woche mitten im verschlafenen Ostwestfalen? Doch wen wundert’s! Auch ich bin ja eher selten auf Jazz-Konzerten, aber wenn sich jemand vom Format einer Kinga Głyk in unser kleines Ostwestfalen verirrt, dann bin ich sofort dabei. In dem sehr schönen Abrahams im benachbarten Rheda-Wiedenbrück stellte Kinga Głyk ihr neues Album vor, das Januar ´24 erscheinen wird. Diesmal wollte ich mich nicht ärgern, diesmal war ich dabei!

Und was soll ich sagen: es war wunderbar! Intime Atmosphäre, ein toller Sound und eine fantastische besetzte Band, die sich mittlerweile um die polnische Bassistin geschart hat. War ich schon beim Kemptener Jazzfrühling von den Chick-Coreaesquen Keyboards begeistert, so komplettiert sich die Besetzung nun mit der Saxophonistin Hailey Niswanger. Die spielt aber eher selten das Saxophon, sondern hat meist ein Aerophone an den Lippen und ergänzt mit den elektronischen Klängen die Keyboards perfekt. Genau meine Baustelle.

Und obwohl mit Głyk der Bass im Mittelpunkt steht, lässt sie ihren Mitmusikern ausreichend Raum, sodass der Bass nicht unangenehm dominiert. Und darum glänzen Aerophone, Saxophon und Keyboards mindestens genauso oft, während Bass und Drums für den passenden Groove sorgen. Besonders im kleinen Raum des Abrahams fährt einem darum die Rhythmusgruppe  immer wieder in die Glieder und auch die umstehenden Zufallsbesucher („Ach? Bassistin? Noch nie gehört, Karte geschenkt bekommen.“) haben sichtlich Freude am Konzert. Wer mag, kann einen aktuellen Mitschnitt vom Rockpalast aus Leverkusen (alternativer Link) von vorgestern nachhören. 

Ich freue mich auf das neue Album – und den (hoffentlich) nächsten Besuch von Kinga Głyk in OWL! 🙂