Sport! Bin ja kein Fußball-Typ und gucke bestenfalls Europa- und Weltmeisterschaften. Meist weiß ich zu Beginn die Namen der Spieler nicht, kann deren Qualität nicht einschätzen und wundere mich über neue Regeln. In diesem Jahr sah es eigentlich mau aus, weil die Weltmeisterschaft in Katar stattfinden wird und ich für mich kategorisch ausgeschlossen habe, auch nur ein einziges Spiel dieser WM zu gucken, aber …

… es gibt ja noch die Frauen-EM! Und den Bildungsauftrag, Tochter² die Grundregeln und den Spielablauf eines Fußballspiels zu vermitteln. Also gucken wir brav seit der Vorrunde die WM-Spiele der Damen und haben es nicht bereut: Spannende Spiele auf hohem Niveau und wir freuen uns nach dem gestrigen Sieg über starke Französinnen auf das Finale gegen England in Wembley und drücken die Daumen! (Nervige neue Regel: Man muss bei Toren mit dem Jubel eigentlich warten, bis irgendwer nachgeprüft hat, ob wirklich ein reguläres Tor erzielt wurde. Das nimmt echt ganz schön den Drive aus einem Spiel!)

Zur Musik! „Master Of Puppets“ schafft es 36 Jahre nach seiner Veröffentlichung in die Spotify-Charts. Ich bin damit schon etwas spät, denn die dafür verantwortliche „Stanger Things“-Folge ist schon etwas länger draußen, aber ich habe diese Episode dafür gefeiert. Hand aufs Herz – wer hätte gedacht, dass im Jahr 2022 der Thrash-Metal ein klitzekleines Revival erleben würde?

Apropos „Revival alter Musik“! In einem meiner Gitarrenforen wird aktuell spekuliert, ob die jungen Leute (die ja per definitionem immer Müll hören und die gute alte Musik nicht zu schätzen wissen) nicht unerwarteterweise doch ordentliche Musik hören – eben weil das moderne Zeug alles Mist ist. Als Grundlage dienen die Daten, die in diesem Artikel verbreitet werden: „There is something very, very wrong with today’s music. It just may not be very good“.

Der Artikel beschreibt, dass viele ältere Musikproduktionen aktuell sehr erfolgreich seien (z.B. „Master of Puppets“, Fleetwood Mac’s „Rumors“, Sex Pistols oder Queens „Greatest Hits“) und verweist darauf, dass Musik, die jünger als 18 Monate alt ist, in allen Altersgruppen weniger populär sei als vor einem Jahr, wogegen der Konsum älterer Musik (älter als 18 Monate) um 14% gestiegen sei. Auch der Marktanteil der älteren Musik liege mit 72 Prozent bedeutend höher als der der aktuellen Musik.

Die im Artikel dargebotene Erklärung trifft in Gitarrenforen auf offene Ohren und Herzen: Heutige Künstler sind allesamt unkreativ, Möchtegernstars (aka Influencer) stellen sich bloß im Internet dar, machen auf ihren teuren Laptops seelenlose Musik zu billigen Beats, die sie irgendwo im Internet aufklauben, beherrschen ihre Instrumente nicht, autotunen ihre Stimme und weil mit den modernen technischen Optionen alles und jedes perfekt hochproduziert wird, sodass alle Seele und Menschlichkeit aus den Songs herausproduziert wird, klingt auch noch alles immer und überall gleich. Früher war eben alles besser! Sogar die Musikindustrie, die sich damals™ noch liebevoll um ihre Künstler sorgte!

Statt nun auf die Idee zu kommen, dass es mutmaßlich die einkommensstarke Generation Boomer ist, die sich gerade kurz vorm Altenheim im Retrowahn noch einmal mit teuren Vinyl-Platten die Taschen leermachen lässt, schließt der Autor darauf, dass die jungen Menschen doch noch in der Lage wären, gute Musik von schlechter zu unterscheiden. Sapperlot! Die gleichen autogetunten Deppen, die nicht in der Lage sind, mit modernsten Mitteln auch nur halbwegs hörbare Musik zu produzieren, sollen nun vor lauter Verzweiflung die Musik ihrer Opas hören? Ödipus stehe uns bei! Könnte es vielleicht auch sein, dass die geburtenstarke Boomer-Generation immer mehr digitale Musikzubringer und Bluetooth-Kopfhörer für sich entdeckt und nun auch im Netz ihre schiere Menschenmasse ausspielt?

Wie auch immer. Das Fazit des Artikels gefällt mir trotzdem: In other words, the kids are alright. Das sollten wir nie vergessen.