Man hatte uns vor der ersten Präsidentenwahl schon gewarnt, und leider haben die Warner Recht behalten: Obama entpuppt sich immer mehr als riesengroße Enttäuschung. Guantanamo hat er nicht beendet, im Gegenteil, Bradley Manning soll sogar „folterähnlichen“ Methoden unterzogen worden sein. Und nun „Prism“. Wir sollten ihn das spüren lassen, wenn er am Brandenburger Tor steht.

Man muss zu „Prism“ sagen, dass wir nicht zuletzt auch selber schuld sind. Den Esprit, den die Amerikaner bei der Erfindung und Durchsetzung neuer Software (seien es „Apps“, „Web2.0“, „Social Networks“ ö.Ä.) an den Tag legen, sucht man in Europa vergebens. Während man in den USA dem Fortschritt freien Raum lässt, wird hier alles durch die Brille der Gefahr betrachtet, namhafte und über Insiderkreise hinaus bekannte Entwickler lassen sich an einer Hand abzählen. Vergleichbares wie Google, Microsoft, Apple, Twitter oder Facebook in Deutschland? Die Amerikaner dominieren den Markt und liefern damit auch gleichzeitig die Grundlage für Eingriffe der US-Regierung. (Ob das schlechter ist, als wenn deutsche Innenminister Zugriff hätten, lasse ich offen…)

Und während die ganze „Netzgemeinde“ darauf besteht, dass mit Twitter & Co. die Wachablösung der alten Medien stattgefunden hätte, schalten die türkischen Demonstranten mal eben eine ganze Seite in der New York Times – für 100.000 Dollar.

(Kick-)Boxen war gestern Abend auch noch. Da wurde ausgerechnet die bisher ungeschlagene Weltmeisterin von ihrer Herausforderin so derbe durch den Ring geprügelt, dass der KO nur durch nette Pausen des Ringrichters verhindert wurde. Dass der Trainer nach einer so deutlichen Unterlegenheit immer noch von „Unverschämtheit“ oder „Unentschieden“ faselte, darf man ihm nicht übel nehmen; dass der SAT1-Reporter dann die Besiegte gefühlte zehn Minuten interviewte, der neuen Weltmeisterin aber keine einzige Sekunde Beachtung schenkte, das war ein peinliches Stück deutschen Privatfernsehens.