Im Spiegel bewirbt man gerade das Buch „Nerd Attack“, in dem Christian Stöcker mit nostalgischem Rückblick die Jugend der Generation C64 mit all ihren Spielen, ersten Computer-Aha-Erlebnissen und ihrer Kopierkultur erklärt. Gerade mal zwanzig Jahre ist es her, dass der C64 den Heimcomputermarkt aufgemischt hat und dennoch sind 5 1/4-Zoll-Disketten heutigen Jugendlichen fremder als die noch älteren Schallplatten – und eine Hoffnung auf eine Renaissance wie bei Letzteren besteht wohl kaum. Zu schnell hat sich die Computerwelt entwickelt: Mittlerweile gibt es Dual-Core-Telefone, handlicher als Disketten, die vermutlich ganze Rechenzentren von vor 20 Jahren ersetzen könnten. Der Fortschritt ließ sich nicht aufhalten. Arme Diskette

Auch in der Militärtechnologie geht es mithilfe der Computer immer weiter voran: Aktuell sind Drohnen ganz große Mode, und wenigstens die USA lassen offensichtlich täglich ein paar dieser Dinger aufsteigen, um hier und dort sogenannte Terroristen umzubringen. Praktisch sind sie, diese Drohnen, denn man bringt niemanden der eigenen Leute in Gefahr und es macht auch nichts, wenn der bewegungsarme Mc-Donalds-Nachwuchs mit einem BMI von 40 zum Bewerbungsgespräch kommt: ausreichende Computerspiel-Erfahrung genügt als Lizenz zum Töten. Teuer sind sie halt, diese Drohnen. Ein fernsteuerbarer Helikopter kostet immerhin 20 Millionen Dollar, eine Summe, die auch manche Staaten sich bald nicht mehr leisten können.

Und doch wird sich das Rad des Fortschritts weiterdrehen: Denn so, wie ich hier mit meinem kleinen (veralteten) Telefon sitze, das alle meine Homecomputer zusammen wahrhaftig in die Tasche steckt, so werden auch die anderen eines Tages Drohnen bauen. Einen kleinen Vorgeschmack hat uns der letzte Monat geliefert. Ich hoffe, dass man irgendwann begreift, dass auch (heute noch) hochtechnologisierte Waffen nichts nützen, weil alles irgendwann billiger, kopierbar wird. Und Gnade Amerika, wenn irgendwann irgendwelche Verrückten in einer konzertierten Aktion viele kleine Drohnen auf das Weiße Haus niederprasseln lassen.